Vom 13. März bis 24. Mai 2020 zeigt das Museum Folkwang die neue Videoinstallation Black/White/Grey des Künstlers Mario Pfeifer. Die Arbeit kreist um Cyberkriminalität und Datensicherheit im Energiesektor. Entstanden ist sie im Kontext des VISIT Artist in Residence Stipendiums der innogy Stiftung. Black/White/Grey feiert im Museum Folkwang in Essen seine Premiere. Darüber hinaus ist Pfeifers viel beachtete Videoinstallation Again / Noch einmal von 2018 zu sehen, in der sich der Künstler mit Zivilcourage und Fremdenfeindlichkeit auseinandersetzt.
In seiner jüngsten Videoinstallation Black/White/Grey (2020) spürt der deutsche Künstler Mario Pfeifer dem Hacking als politischem Instrument im Energiesektor nach.
In einem virtuellen Raum
Während seiner Recherchen diskutierte Pfeifer verschiedene Szenarien und Situationen mit IT-Forensikern, Cyber-Range-Ausbildern und Mitarbeitern von Energiekonzernen. Daraus entwickelte er einen Monolog für die deutsche Schauspielerin Sandra Borgmann, der in einem virtuellen Raum aufgeführt wird und verschiedene globale Szenarien für das Hacken sicherheitsrelevanter Infrastrukturen von Stromnetzbetreibern, Atomkraftwerken, Raffinerien oder Websites multinationaler Unternehmen untersucht.
Strategische politische Angriffe zu einer realistischen Bedrohung
Black/White/Grey wirft die Frage auf, inwiefern Stromausfälle als Form strategischer politischer Angriffe zu einer realistischen Bedrohung für Gesellschaften und Staaten werden oder schon geworden sind. „Black“, „White“ und „Grey“ sind Begriffe, die zur Beschreibung der Hacker-Ethik verwendet werden, abhängig davon, ob sie mit kriminellen und illegalen Aktivitäten oder zum Gemeinwohl bzw. in einer Grauzone dazwischen operieren.
Flankierend beschreibt der Film Malware-ABC in animierten Texten die derzeit gängigsten Schadsoftware-Werkzeuge. Jene Fachbegriffe, die dem regulären Benutzer eines mit dem Internet verbundenen Rechners wahrscheinlich nur wenig bekannt sind, bilden das ABC für die Videoinstallation Black/White/Grey.
Nach einem Streit mit einer Supermarktkassiererin
In einem zweiten Raum ist Mario Pfeifers 2-Kanal-Videoinstallation Again / Noch einmal (2018) zu sehen, die sich mit der Grenze zwischen Zivilcourage und Selbstjustiz befasst. Die Arbeit basiert auf dem Fall des aus dem Irak geflohenen 21-jährigen Schabas Al-Aziz, der nach einem Streit mit einer Supermarktkassiererin im sächsischen Arnsdorf von vier Männern gewaltsam an einen Baum gefesselt wurde. Im April 2017 sollte es zum Prozess kommen, doch Al-Aziz, der als Zeuge aussagen sollte, wurde kurz zuvor erfroren im Wald aufgefunden.
Mario Pfeifer (*1981, Dresden) studierte an der Städelschule – Hochschule für Bildende Künste Frankfurt am Main, der Universität der Künste Berlin, der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und dem California Institute of the Arts. Er war Fulbright- und DAAD-Stipendiat und Artist-in-Residence an der ISCP in New York, Gasworks in London und der Cité Internationale des Arts in Paris und nahm an den Biennalen von Innsbruck (2020), Berlin (2018), Porto Alegre (2018), Montevideo (2016) und Marrakesch (2012) teil. Pfeifer hatte u. a. Einzelausstellungen in The Power Plant Contemporary Art Gallery Toronto, im Museum für Zeitgenössische Kunst Leipzig, im Ludlow 38 New York, im Fotomuseum Winterthur und im Museo Nacional de Bellas Artes Santiago de Chile.