Die heute als Ernst Fuchs-Museum bekannte Otto Wagner-Villa ist ein wertvolles Architekturdenkmal ,welches lange vom Verfall bedroht war und schließlich sogar demoliert werden sollte. Dass jenes nicht eintrat, verdankt die Villa ihrem jetzigen Besitzer, dem “Heros Eponymos”, dem Zeichner, Maler, Bildhauer und Architekten Ernst Fuchs.
Ernst Fuchs entdeckte die verlassene Villa Ende der dreißiger Jahre. Damals noch ein Kind aus armen Verhältnissen, versprach er seiner Mutter, ihr das Haus zu schenken , wenn er einmal ein reicher Maler geworden ist. Über drei Jahrzehnte behielt er die Otto Wagner Villa im Auge. In den sechziger Jahren veranlaßte er eine Rettungsaktion mit seinen Malerkollegen Friedensreich Hundertwasser und Arnulf Rainer. Doch niemand hatte den Mut, ihn zu unterstützen. 1972 erwarb er endlich aus eigenen Mitteln das verwunschene Gebäude. Er rettete damit die Otto Wagner-Villa nicht nur vor dem Abbruch, sondern sanierte sie nach
besten bautechnischen und kunsthandwerklichen Plänen.Vieles an der Villa wurde im Sinne Otto Wagners restauriert und saniert.Da vom Interieur nichte mehr erhalten war, wurden Möbel und Tapeten, Türgriffe und anderes nach Entwürfen von Ernst Fuchs gestaltet und ergänzt.
Bis 1986 diente die Fuchs-Villa, dem legendären Begründer der Wiener Schule des Phantastischen Realismus als Atelier. Berühmte Persönlichkeiten, wie Placido Domingo, Edward Teller, Oskar Werner und Falco wurden hier vom Meister porträtiert. Grace Kelly, Curd Jürgens und Yoko Ono besuchten hier ihren Künstlerfreund Ernst Fuchs. 1988 erfüllte sich Ernst Fuchs seinen Lebenstraum. Das Ernst Fuchs-Museum konnte eröffnet werden und somit die Otto Wagner-Villa für Besucher aus aller Welt ihr Pforten öffnen. Während des gesamten Jahres können nun deren prunkvollen Räume besichtigt werden. Eine Retrospektive über das künstlerische Schaffen von Ernst Fuchs führt chronologisch durch die Räume der Bel Etage und des ersten Stockes.
Nicht nur frühe Zeichnungen aus den 40er Jahren, kostbare Miniatur-Malereien aus den 50ern, die großen Bleistift-Zeichnungen aus den 60er Jahren, sondern auch Monumental-Gemälde wie „Das Zeichen des Moses“ von 1978 können hier täglich im Original betrachtet werden. Auch Führungen finden täglich statt. Das römische Bad mit Mosaiken von Kolo Moser und dem einzigartigen Aquarell-Zyklus „Lohengrin“ von Ernst Fuchs, sowie die Kleine Galerie mit bemalten und geschnitzten Möbeln, Skulpturen und kostbaren Graphiken des Meisters können im Rahmen einer Führung, aber auch von einzelnen Gästen besucht werden.
Die Symbiose von Otto Wagner und Ernst Fuchs beschreibt Marcel Brion in einem Essay, Der im bibliophilen Museumskatalog nachzulesen ist. Hier bezeichnet er Ernst Fuchs als “ Visionär, der durch Dinge hindurch sieht”, als “Chronist unbekannter Welten”. “Nicht ein bestimmter antiker oder moderner Mythos, sondern die Ernst Fuchs´eigene Mystik,in der alles oder fast alles aus seinem Werk mitschwingt; nicht religionsgeschichtliche Bildung, keine geschickte historische Darstellung eines akademischen Malers, sondern eine Mythologie ohne Vorbilder, die jene doch alle beinhaltet, gipfelnd in hybrider Vermählung Von Hybriden, von ihm selbst erfunden oder wiedergefunden, Schmelztiegel aus Glauben und Intuitionen, Aberglauben und Liturgien, Erleuchtungen und Alpträumen, kaum Geahntem und seherisch Gespürtem. Eine Welt für sich, eine wahre Welt.” Fuchs über Fuchs, Marcel Brion, 1978 Piper München